Und wer bin ich eigentlich?
- Saskia Schleyer
- 11. Mai 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juni 2022
Vergleich, Perfektionismus, Selbstwert, Selbstliebe, Leistung, Gut genug sein und Selbstreflexion. Viele dieser Begriffe haben mich die letzten Tage, – ja vielleicht sogar Monate beschäftigt. Ich habe viele Podcasts, dazu gehört, mir viele Videos und Dokumentationen angeschaut und mich, wie viele andere vielleicht auch, in vielen Situationen wiedergefunden. Die Fragen, ob ich gut genug bin, ob ich als Mensch ausreiche, stellen sich mir immer und immer wieder. Um mich selbst immer wieder daran zu erinnern, dass ich ausreiche, habe ich mir diesen Satz ,,I’m enough‘‘ sogar auf den Arm tätowiert.
Oft frage ich mich, wo kommt das her und warum nehme ich mich selbst so wahr? Denn eigentlich gibt es keinen Grund, – denke ich zumindest. Meine Familie, meine Kollegen und auch meine Freunde versuchen mich so oft vom Gegenteil dem, was ich denke, zu überzeugen.
Vielleicht liegt es auch an der Gesellschaft? Alles ist auf unsere Leistung ausgelegt. Von klein auf bekommen wir beigebracht, dass eine ,,1‘‘ eine ,,sehr gute‘‘ Note ist und eine ,,6‘‘ eine sehr schlechte. Und dann? Obwohl ich so viel gelernt und mich auf diese eine Klassenarbeit oder Klausur vorbereitet habe, schreibe ich trotzdem eine schlechte Note. Aber wer legt das fest, dass diese Note schlecht ist?! Du hast doch all deine Kraft darein investiert. Dann fühlst du dich natürlich schlecht. Ich fühle mich schlecht. Weil alles, was ich getan habe, nicht ausgereicht hat. Aber eigentlich müsstest du – nein, müsste ich doch stolz auf mich sein. Stolz, weil ich so viel gelernt und alles mir Mögliche getan habe. Aber ich bin es nicht. Und warum? Weil ich mich selbst runtermache, mich schlecht fühle und mich selbst infrage stelle. Mein Selbstwert und der Gedanke daran, es selbst wert zu sein, sinkt.
Das größte Problem meiner Meinung nach? Ich vergleiche mich mit anderen. Den größten Fehler, den man machen kann, aber es verleitet einen alles dazu, oder? Die sozialen Netzwerke, die Noten in der Schule, … Ich will immer schneller, weiter höher. Besser sein als die eine oder der andere. Dabei vergesse und verliere ich mich selbst. Weil ich mich vergleiche und gleichzeitig versuche, den anderen zu helfen, für andere da zu sein.
Ich habe Angst.
Ja, wovor eigentlich?
Das weiß ich jetzt gerade hier in diesem Augenblick auch nicht. Aber das ist okay und nicht schlimm. Weil deswegen bin ich hier – in einer psychosomatischen Klinik. Mit ganz vielen Menschen, die so denken und fühlen wie ich. Die ähnlichen Probleme haben.
Wie gestern eine andere Patientin so schön zu mir gesagt hat: ,,Das hier ist kein Vergnügen, sondern harte Arbeit‘‘. Da habe ich realisiert und verinnerlicht, dass ich nicht versage und verloren habe, weil ich mir Hilfe gesucht habe. Sondern ich bin mutig, den Kampf mit mir selbst mit der Hilfe anderer anzugehen.
Wenn du dich auch in diesem Text wiederfindest, du Angst hast, dir Hilfe zu suchen, sage ich dir ,,Mach es!‘‘. Es wird dir unendlich helfen. Aber denke trotzdem daran: Nicht aufgeben oder an dir selbst zweifeln, wenn’s beim ersten Mal nicht direkt funktioniert. Das ist normal und braucht manchmal einfach mehrere Anläufe. Aber hey, das ist normal. Ich glaub an dich!
Februar, 2022

Kommentare