Ein bisschen Ego ist ok.
- Saskia Schleyer
- 11. Mai 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Mai 2022
Neid, Eifersucht, Wut und Ärger. Alles sind berechtigte Gefühle. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der immer glücklich, positiv und ausgewogen ist.
Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist aber, sich nicht in einem Strudel der Gefühle zu verlieren. Wenn man mal rational darüber nachdenkt, – wie unrealistisch ist der Gedankenkreislauf, dass man eifersüchtig oder neidisch auf jemanden oder etwas ist, der etwas besitzt oder sich ermöglichen kann, du – man sich selbst für dieses Gefühl hasst, weil es egoistisch erscheint, demjenigen genau das in dem Moment nicht zu gönnen. Ich verrate es euch: sehr unrealistisch.
Denn jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung. Sei es jetzt ein Positives oder Negatives. Man kann sich noch so lang wünschen, dass man nicht so fühlt, wie man fühlt, nicht so denkt, wie man denkt. Aber im Satz steckt schon genau der Fehler drin. Man muss dem Gefühl Raum geben, es hinnehmen und sich im Anschluss überlegen, was man selbst dafür tun kann, dass sich die Sätze in seinem eigenen Kopf nicht ins Negative ,,ich darf nicht …, ich kann nicht …, etc. bilden. Das passiert nicht von einen auf den anderen Tag. Es bedarf verdammt viel Übung und das tägliche Bewusstsein dessen in den Momenten, in denen solche Gefühle auftreten. Aus diesem Grund mag ich es nicht (da haben wir es wieder, auch ich kann es nicht perfekt), wenn ich durch meinen Instagram-Feed scrolle und Sprüche lese, wie ,,Neid hat in einer echten Freundschaft nichts zu suchen‘‘, ,,wer anderen sein Glück nicht gönnen kann, braucht sich nicht wundern, wenn ihm selbst keins widerfährt‘‘.
Es ist verdammt noch mal okay, sich schlecht oder allein gelassen zu fühlen. Wenn ich so was lese und gerade in keiner stabilen psychischen Tagesverfassung bin, natürlich fühle ich mich dann schlecht, weil ich gerade in diesem Zeitpunkt gerade nicht dazu in der Lage bin, anderen etwas zu gönnen, weil ich gerade mit meinen eigenen Problemen zu kämpfen habe.
Es ist in Ordnung.
Es ist in Ordnung, solang man niemand anderem die Schuld für sein jetziges Verhalten aufbürdet. Denn es sind die Umstände und vielen Kleinigkeiten, die einen manchmal dazu bringen, sich so zu fühlen, wie man sich nun mal fühlt. Damit meine ich auch dich und auch mich selbst. Es bringt nichts, sich selbst zu hassen dafür, dass ich ein solches negatives Gefühl gegenüber anderen Menschen, die mir wichtig sind, verspüre. Selbsthass ist das einzige Gefühl, was fehl am Platz ist, auch wenn es seine Daseinsberechtigung hat. Deshalb ist es wichtig, darüber zu reden und sich gegebenenfalls, falls das Gefühl sehr oft alle anderen Gefühle unterdrückt, Hilfe zu holen. Professionelle Hilfe von jemandem, der sich mit der Problematik auskennt.
Auch wenn dir deine Freunde und alle Menschen um dich herum so gerne so gut es geht helfen möchten, sind sie nicht der Packesel deiner ganzen Last, der dir all deine Probleme abnehmen kann. Derjenige, der die Initiative ergreifen kann, dass sich etwas ändert, das bist ganz allein du selbst. Bin ich selbst. Das Gelernte umzusetzen und sich darauf einzulassen, ist auch ganz allein deine Aufgabe. Meine Aufgabe. Aber du bist bei der Bewältigung nicht allein, sondern bekommst Unterstützung. Wenn du dazu bereit bist, diese anzunehmen.
Um noch mal auf die Überschrift zurückzukommen – Bleibe bei dem ganzen Prozess immer bei dir selbst und wie es in dem Lied ,,Schrei nach Liebe‘‘ von den Ärzten so schön heißt ,,Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projizieren, damit keiner merkt, was für ein lieber Kerl du bist‘‘. Jeder ist mal egoistisch und das ist auch in Ordnung. Wichtig ist aber, dass man Selbstfürsorge nicht mit Egoismus gleichsetzt. Ganz im Gegenteil: Wenn man gut und stetig für sich selbst sorgt, fällt es einem leichter, im Nachgang für andere da zu sein. Also ist es quasi ein Jackpot, – sowohl dir geht es gut als auch den anderen in deinem Umfeld, wenn sie merken, dass du mit dir selbst zufrieden bist. Denk daran, du stehst immer an erster Stelle in deinem Leben und es hängt ganz allein an dir, was du daraus machst. Deshalb vergesse in dem ganzen Trubel, immer für andere da zu sein und zwischen den Zeilen zu stehen, nicht die wichtigste Person in deinem Leben. Denn die bist du selbst.
April, 2022

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