top of page

„Du musst nicht Spitze sein, um anzufangen. Aber du musst anfangen, um spitze zu sein.“

Aktualisiert: 23. Aug. 2023

Ich sitze gerade bei dm auf der Bank am Schaufenster und hab das Gefühl, mir wächst alles über den Kopf. Die Tränen kullern und ich frage mich habe ich nur Pech, ist es Zufall, schlechtes Karma oder alles zusammen? Oder gar nichts davon? Ich weiß es nicht. Und wahrscheinlich werde ich es auch nie herausfinden. Aber erstmal dazu, was überhaupt passiert ist.


Am Freitag habe ich erfahren, dass die Züge mal wieder die eine Strecke, die ich jede Woche mehrfach fahren muss, nicht mehr befährt, weil Baustelle. Ja ich weiß, man erwartet nichts anderes von der deutschen Bahn, aber ich bin nun mal auf sie angewiesen. Das Erste was mir eingefallen ist, wie ich komme ich nächste Woche zur Therapie? Das zweite, was darauffolgte: Wie soll ich in meinem jetzigen emotionalen Zustand heute Abend ein Interview halten, wovon mir gerade zugesichert wurde, dass es keinen festen Interviewpartner gibt. An dem Tag lief alles schief, was schieflaufen konnte. Als ich dann am Bahnhof angekommen bin, an dem ich festgestellt habe, dass die darauffolgende Strecke gesperrt ist, rief ich meinen Freund an, der mich zum Glück abholen konnte. Ich wollte ihm entgegen fahren mit dem Zug, damit er nicht noch weiterfahren muss. Ja und dann dreimal dürft ihr raten, habe ich mich vor lauter Stress verlesen und bin in die falsche Bahn eingestiegen, was dazu führte, dass er noch weiter fahren musste. Was an dem Tag noch dazukam, waren Bauchschmerzen und ein Angstgefühl in meinem Körper, was mich mal wieder komplett einzunehmen schien. Ja und am Ende habe ich dieses Interview abgesagt. Es hat sich angefühlt, als würde ich komplett versagen. Doch habe ich das wirklich oder ist es nur wieder das Monster in meiner Seele?


Seit langer Zeit hatte ich wieder Angst. Angst, nicht gut genug zu sein, Angst zu versagen, Angst vor allem was kommt, Angst davor, wie Leute um mich herum mich finden können. Alles fing bereits Anfang der Woche an. Der Auslöser ist mir mittlerweile bewusst, aber trotzdem gehen die Gedanken nicht weg. Jedes Mal, wenn ich mit jemandem spreche, habe ich Angst etwas Falsches zu sagen. Aus der Angst resultiert der Stress. Oder aus dem Stress resultiert die Angst. So ganz genau habe ich die Reihenfolge immer noch nicht verstanden. Alle Aufgaben, die auf meiner Todo-Liste stehen, auch wenn es nicht viele sind, überfordern mich komplett und nehmen mich vollkommen ein. Es fühlt sich an wie in einem Gefängnis der eigenen Ängste und Gedanken. Ein Strudel aus Aufgaben, dem ich gerecht werden will und mich trotzdem entziehe. Weil mal wieder die unfassbar belastende Motivationslosigkeit hinzukommt, die mich vom absolut zielstrebigen Menschen, der in seinen Aufgaben versinkt zum kompletten Frack verwandelt.


Für alldiejenigen, die denken, ich würde zuhause büffeln und lernen wie eine Irre. Dem ist ganz und gar nicht so. Genau da fängt mein Problem an. Ich habe im Kopf zu lernen, ich will lernen und ich sitze an meinem Schreibtisch. Doch statt zu lernen, schlafe ich vor lauter Kraftlosigkeit auf dem Stuhl ein und habe letztlich nichts von alledem geschafft, was ich eigentlich vorhatte.

Ich weiß was mir guttun würde. Aber ich mache es nicht, weil ich weiß, dass ich dadurch keinen einzigen Punkt auf meiner Todo-Liste abhaken kann. Ich würde mich dadurch nur noch schlechter fühlen, weil ich nichts gemacht habe.

Gestern habe ich mir diese Auszeit trotzdem kurz genommen. Ich habe eine Meditation auf YouTube eingeschaltet. Früher hat mir das geholfen, vielleicht auch jetzt, dachte ich. Tatsächlich hat es dazu geführt, dass ich eingeschlafen bin. Eingeschlafen, weil ich so müde von all dem Druck gewesen bin. Den Druck, den ich mir eigentlich selbst mache. Und danach war die Motivationslosigkeit auf einmal wie verschollen. Ich habe den ersten Buchstaben aufs Papier meiner Aufgabe gesetzt und auf einmal habe ich geschrieben und geschrieben und hatte ein Endergebnis, mit dem ich sogar ganz zufrieden war.


Beim Schreiben ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie sehr es mich belastet, Dinge zu planen. Damit meine ich keine feststehenden Termine, denn die sind notwendig. Wenn ich Angst bekomme, entsteht Stress oder umgekehrt, egal. Aber wenn ich unsagbaren Stress ausgesetzt bin (den ich mir selbst mache), dann ist es ein Selbsthilfemechanismus, alles bis ins kleinste Detail zu planen. Dann fange ich auf einmal an eine genaue Uhrzeit mit Minuten und Sekundenzeiger festzulegen, wann ich das mache und wann ich was anderes mache. An sich klingt das gar nicht mal so falsch. Mein Problem ist aber (schon immer gewesen), dass ich mir weder Pausen, noch Essenszeiten, noch Zeit für mich oder Zeit mit Freunden einplane. Und wenn ich nichts davon einplane, das aber trotzdem geschieht, fühle ich mich schlecht. Weil ich meine Zeit ,,verplempert‘‘ habe. Was ich aber in Realität offensichtlich gar nicht habe.


Ja und wenn ich dann daran denke, was ich den Rest des Jahres getan habe, als es mir so gut ging, fällt mir nie was dazu ein. Durch das Aufschreiben wurde mir gerade bewusst, dass es mir viel besser damit geht, spontan zu sein und in den Tag hineinzuleben. An einem Mittwochnachmittag will ich auch mal sagen können, ich gehe nach der Uni in ein Café mit Freundinnen und fahre nicht nach Hause, nur um wieder zu lernen. Sondern ich lerne einfach morgen. Oder lerne weniger. Denn das Endergebnis muss nicht perfekt sein. Sondern nur reichen, um weiter zu kommen. Und das kann ich schaffen. Auch wenn diese Gedanken erst einmal wieder zurück in meinen Kopf müssen. Manchmal fühlen sich meine Gedanken an, wie schlecht erzogene Kinder. Sie hören nie auf mich und laufen einfach weg in eine Richtung, die ich nicht kontrollieren kann. Und wenn ich die Kontrolle über das verliere, an was ich denke, fühlt sich es an, als hätte ich alles verloren.


Vielleicht sollten wir uns öfter an eine Zeit erinnern, in der es uns besser ging und uns dann fragen: Was habe ich damals anders gemacht?


Zwei Sprüche, die gerade sehr gut zu meiner Situation passen:

„Du musst nicht Spitze sein, um anzufangen. Aber du musst anfangen, um spitze zu sein.“

„Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein.“


Comments


IMG_0909.JPG

Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Mein Name ist Saskia Schleyer. Ich bin tollpatschig, meistens organisiert und schreibe für mein Leben gern. Aktuell studiere ich Journalismus, was mir sehr viel Spaß bereitet. Nebenbei arbeite ich beim Südwestrundfunk. Wenn ich nicht gerade am schreiben bin, singe ich oder gehe mit meinen Freunden feiern.

Keine Beiträge verpassen.

Vielen Dank für die Nachricht!

  • Schwarz Spotify Icon
  • Schwarz YouTube Icon
  • Instagram

Teilt eure Gedanken mit mir !

Danke für die Nachricht!

Impressum     Datenschutz     AGB

© 2023 Erstellt von Saskia Schleyer

  • Spotify Social Icon
  • Instagram
  • YouTube
bottom of page